Stephan Marks – Scham verstehen
Ein toller Artikel zum Thema Scham, einem bisher noch eher wenig beachteten und doch so wichtigen Thema. ..da es uns alle betrifft.
Darin auch ein wunderbarer Ansatz für den Umgang damit.
„Scham reguliert Zwischenmenschlichkeit. Sie reguliert, inwieweit wir uns vor anderen zeigen oder verbergen; inwieweit wir uns anderen öffnen oder verschließen; inwieweit wir mit den Konventionen, Normen und Erwartungen einer Gruppe oder Gesellschaft mitgehen oder unseren individuellen Weg gehen usw.
Wenn wir die jeweilige Botschaft der Scham verstehen, kann sie (gerade weil sie so schmerzhaft ist) ein machtvoller Anstoß für wichtige Entwicklungen werden.“
„Konstruktiv mit Scham umgehen bedeutet, sie zuallererst zu „merken“ (in unserer Gesellschaft ist das Bewußtsein für diese Emotion ja weitgehend abgeschafft). Sobald wir „merken“, sind wir schon nicht mehr im Reptilienhirn, sondern bereits in höheren Gehirnfunktionen.
Dann sollten wir die Scham „normalisieren“: weil sie zum Mensch-Sein gehört. Teilnehmer an meinen Fortbildungen sagen zuweilen am Anfang: „Ich sag meinen Patienten: ‚Sie brauchen sich nicht zu schämen‘.“ Würden wir so z.B. mit Trauer umgehen? Würden wir einem Menschen, der den Tod eines Geliebten betrauert, sagen: „Sie brauchen nicht traurig zu sein“?! Gewiß nicht, natürlich darf er oder sie trauern. Übertragen auf das Thema Scham geht es mir darum, dass wir in der Arbeit mit Menschen „Räume“ bieten, in denen sie mit ihren Schamgefühlen sein dürfen – weil diese zum Mensch-Sein gehören.“
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